Als Art Director und Grafik Designerin arbeitet Laura Hofer seit mehr als zehn Jahren in der Werbebranche. Die Erfahrungen aus dieser Zeit haben sie dabei nicht nur für die Selbstständigkeit gestärkt, sondern auch ein interessantes Bild über die Veränderung und das Wirken der Werbeindustrie gezeichnet.
«Ich wusste schon immer, dass ich einen kreativen Beruf ausüben möchte», erinnert sich Laura. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat sie dieses Ziel nie aus den Augen verloren und im Oktober 2019 mit HO.LA Design Studio ein eigenes Unternehmen gegründet. Es läuft so gut, dass die Bernerin zudem den Lockdown diesen Frühling als Chance nutzen konnte, um auch ihren ihren lang ersehnten Onlineshop auf die Beine zu stellen. Beides hat Laura noch vor ihrem 30. Geburtstag erreicht und ist sich sicher, dass dies ihrer unerschöpflichen Zielstrebigkeit zu verdanken ist.
Nach der Grafikerlehre hat sie in verschiedenen Stationen der Werbebranche in der Schweiz und Berlin gearbeitet – unter anderem für Maxomedia, Dojo Berlin, Contexta und TBWA. Zu den damaligen Kunden zählen Unternehmen wie Coop, Brezelkönig und Heinz Ketchup.
Wenn sich das Team dem Projekt anpasst
Auch wenn sie insgesamt positiv auf die Erlebnisse vor der Zeit als Studio-Inhaberin zurückblickt, war Laura bereits seit der Lehre klar, dass sie sich selbstständig machen möchte. Denn neben den fordernden Arbeitsbedingungen fehlte Laura auch die Möglichkeit zur freien, kreativen Entfaltung. «Da man manchmal das Gefühl hat, sich selbst als Teil eines Unternehmens verbiegen zu müssen, geniesse ich es jetzt umso mehr, dass ich mich nur noch auf das fokussieren kann, was mich wirklich interessiert.»
Am liebsten widmet sich Laura Projekte für Brandings, also die Entwicklung eines neuen Markenauftritts inklusive der Logos, Schrift, Farben und Bildwelt. «Dennoch kann ich mich eigentlich für fast alles begeistern und muss mich manchmal eher zurückhalten.» Pro Monat erhält Laura zwischen zwei bis sechs Aufträge von Direktkunden und arbeitet nebenbei als Freelancerin.
Obwohl mit der neu gewonnen Unabhängigkeit ebenfalls ein Stück Sicherheit wegfällt, überwiegen für Laura die Vorteile deutlich. Eine Schwierigkeit bleibt dennoch: «Für eine gesunde Work-Life-Balance ist eine genaue Planung extrem wichtig, auch für die Ferien. Es kann vorkommen, dass man sie sonst einfach vergisst.» Entsprechend hilfreich für eine flexible Einteilung ist deshalb sicher auch das Unternehmensmodell, mit dem Laura sich von den klassischen Agenturen abheben möchte: Anstatt mit einem festen Team zu arbeiten, stellt sie aus ihrem Netzwerk von Freelancern je nach Auftrag ein eigenes zusammen. «So bleibt sowohl das Produkt wie auch die Entfaltung der Künstler im Fokus.»
Natürlichkeit — hoffentlich mehr als nur ein Trend
Aktuell hat Laura gerade einen Auftrag für den Komplettauftritt eines Onlineshops abgeschlossen, der natürliche Produkte anbietet. Dieses Projekt symbolisiert damit zugleich gerade zwei Trendbewegung, die ihr in letzter Zeit aufgefallen sind. «Es zeichnet sich deutlich eine erhöhte Anfrage für digitale Lösungen wie Webseiten ab, die sicher auch auf den Lockdown zurückzuführen ist.»
Zudem beobachtet Laura eine Zunahme von Natürlichkeit bei der Werbung für Lebensmittel und Kosmetik. «Der Begriff Body Positivity wird immer wichtiger, weshalb derzeit viele Brands mit ‹normalgewichtigen› Frauen arbeiten. Ich hoffe allerdings sehr, dass es nicht nur bei einem vorübergehenden Trend bleibt.» Wie sich in Kommentaren bei Social-Media-Kanälen wie Instagram jedoch erkennen lasse, stosse diese Veränderung der Bildsprache bei einigen leider auf Ablehnung.
Weniger Manipulation und mehr Gleichberechtigung
Auch im Foodbereich ist für Laura eine positive Entwicklung in Richtung Natürlichkeit seit Längerem offensichtlich. Dass dies in der Branche seit längerem gefragt ist, hat wohl auch mit der Klimadebatte zu tun: «Die Werbenden haben gemerkt, dass dieses Thema den Leuten wichtig ist und nehmen dies deshalb entsprechend auf.» Die Kommunikations-möglichkeiten mit Social Media haben diesen Prozess durch ihren immensen Einfluss dabei nicht nur begünstigt, sondern eine Wende hinter der Methodik ausgelöst. «Früher hat Werbung die Wahrnehmung der Leute stark beeinflusst und sie quasi durch das Eintrichtern von Glaubenssätzen gesteuert. Jetzt geht es vielmehr darum, direkt bei den potenziellen Kunden zu schauen, was sie gerade interessiert, um dies dann in der Werbung aufzunehmen.»
Den Unternehmen sei mittlerweile klar, dass sie der Gesellschaft nichts vorschreiben können, sondern eine Verbindung aufbauen müssen. Da wir uns heutzutage im Internet schnell selbst informieren können, steht nun eben nicht mehr die reine Informations-vermittlung im Vordergrund. «Die beste Werbung ist deshalb, wenn sich die Leute darin selbst wieder erkennen können.»
Für die Zukunft der Werbebranche hofft Laura auf mehr Gleichberechtigung: «Während meiner zehnjährigen Berufskarriere wurde mir klar, dass es auch hier kaum Frauen in Führungspositionen gibt. Das fand ich nicht nur schade, sondern in dieser Auffälligkeit auch ziemlich bedenklich.» Für sich selbst wünscht Laura sich hingegen eigentlich nur Beständigkeit. «Mein persönliches Hauptziel habe ich mit der Selbstständigkeit bereits erreicht. Wenn sich dies später auch so mit der Familienplanung vereinbaren lässt, bin ich glücklich.»